Donnerstag, 17. Februar 2011

Brasilien

Serra da Mantiqueira

Da ich mit Brasilianern
reise, habe ich das Glück Orte kennenzulernen, die in keinem herkömmlichen Reiseführer verzeichnet sind. So auch die Gegend um Serra da Mantiqueira. Es hat Vorteile, aber auch Nachteile. Ein negativer Aspekt ist beispielsweise die mangelnde Verkehrsverbindung. Denn ohne Pkw ist man hier aufgeschmissen. Unser Ziel liegt 25km entfernt. Ein Verleih gibt es hier nicht, mit dem Fahrrad oder zu Fuß ist es zu weit.
Da bleibt nur eins, per Anhalter mitgenommen zu werden. Am größten ist die Chance von einem Lkw mitgenommen zu werden. Kaum strecken wir unseren Daumen raus, bleibt auch schon ein Auto stehen und wie der Zufall es will, die zwei wollen auch dorthin.
Unsere Wanderung inklusive etlicher Kletterabschnitte dauert insgesamt 4,5 Stunden. Und es war so steil, dass mir am nächsten Tag alles weh tat. Weitere sportliche Aktivitäten werden erst einmal vertagt.
Der kleinem Ort lenkt mich von meinen Leiden ab: die bunten Fachwerkhäuser mit kleinen Türmchen erinnern an die Schweiz, Bier gibt es hier in etlichen Varianten, genauso wie Schokolade. Im Hotel Genève wurden unsere Handys und mein MP3-Player geklaut. Na toll. Einmal übernachtet man in einem guten Hotel und dann so etwas.
Die nächsten Nächte verbringen wir bei einer Familie auf einem Bauernhof mitten im nirgendwo. Markus und Beatrix laden uns zu einem Ausflug zum „Harry Krischner“ ein. Keine Ahnung, wer das sein soll, scheint ziemlich bekannt zu sein dieser Harry. „Wie du weißt nicht was das ist?“ fragten sie erstaunt. Dann lass ich mich mal überraschen. Wir fahren mit deren Geländewagen durch die saftgrüne hügelige Landschaft. Und was taucht hinter einigen Bergen auf? Ein Tempel. Die hier wohnhafte Glaubensgemeinschaft Hare Krishna erinnert an den Hinduismus und ist eine Neue Religiöse Bewegung, die sich in den 70ern untern den Hippies in Europa ausbreitete. Frauen und Männer gekleidet in traditioneller indischer Tracht, der Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft, sanfte Meditationsmusik erklingt und lässt die Gedanken schweifen. Liebe schenken, Liebe annehmen. Die Ruhe, die diese Menschen ausstrahlen und das permanente Grinsen regen mich irgendwie auf.
Auf dem Parkplatz nehmen wir einen Zettel mit ein paar Verhaltensregeln entgegen. Das übliche u.a. Waffen sind nicht erlaubt, keine mitgebrachten Speisen verzehren, töte und quäle keine Tiere. Zählen Fliegen und Mücken auch dazu? Wenn ja, dann haben wir letztlich doch gegen die Regeln verstoßen.



Hare Krishna, Hare Krishna,
Krishna Krishna, Hare Hare,
Hare Rama, Hare Rama,
Rama Rama, Hare Hare.









Sao Paulo

Hier ging es eigentlich nur darum, Airtons Freunde, Bekannte und Familie zu treffen und das selbstverständlich bei Speis und Trank. Von Hausmannskost über Sushi, italienische Mega-Salate bis zu einer der besten Churrascaria war alles dabei. Das Auto geben wir hier ab und reisen nun per Bus weiter.




Paranaguá

Am frühen Morgen, gegen 4:00Uhr erreichten wir Curitiba. Ne ziemlich blöde Zeit, in der man nicht allzu viel unternehmen kann. Also schliefen wir am Bahnhof bis der Ticketschalter öffnete. Und da bereits alle Tickets für die Panoramafahrt von Curitiba nach Paranaguá ausverkauft waren, entschieden wir uns für Plan B, indem wir die Tickets in die umgekehrte Richtung kauften. Mit dem Auto schlängelten wir uns durch die landschaftlich reizvolle Straße da Graciosa bis nach Paranaguá, wo wir mit einem Boot zur Ilha do Mel (Honiginsel) übersetzen. Hier gibt es kein Verkehr, keine Hektik, keine Straßenbeleuchtung, die Zeit und Technik scheint stehengeblieben zu sein. Es könnte so romantisch sein, wenn es hier nicht so viele nervige Mücken geben würde und nicht 5m neben mir ein Blitz eingeschlagen wäre.
Zurück an Land machten wir uns auf zum nächsten Dorf, wo wir Barreado, eine typische Pot-Speise dieser Region ausprobierten und anschließend mit dem Touristen-Zug durch die wunderschöne Gegend tuckerten.






Imbituba & Umland

Genug der Gemütlichkeit am Strand, den ich nun schon gut genug kenne und auf, um etwas Neues zu sehen. Mit dem Auto fahren wir von Florianopolis Richtung Landesinnere über die Dörfer Alfredo Wagner und Urubici. Eigentlich wollten wir direkt nach Imbituba, doch da die Verbindungsstraße aufgrund von Erdrutschen gesperrt war, mussten wir einen Umweg einschlagen. Um das beste aus der Situation zu machen, informierten wir uns, welche Sehenswürdigkeiten auf dem Weg liegen.
Sonderbare Felsformationen in dem kältesten Ort Brasiliens, in dem eine Temperatur von ca. -18°C gemessen wurde. Klingt doch gut. Auf dem Weg zum besagten Felsen fuhren wir durch eine bergige bewaldete Landschaft. Streckenweise verschwanden wir in den dichten Nebelwolken, die vom Tal aufstiegen. Auf unserem Weg machten wir Halt bei einem der Wasserfälle, fuhren durch einsame Dörfer mit unbefestigten Straßen, genossen die schönsten Aussichten, doch den Stein, für den wir eigentlich hierhergekommen waren, konnten wir aufgrund der nebeligen Wetterlage nicht sehen. Noch nicht einmal erahnen. Der Nebel war so stark, dass wir im Schneckentempo den Berg hinunter fuhren, da wir keine 2m Sicht hatten. Die Felsformation hatten wir zwar nicht gesehen, dafür überraschte uns die Natur mit einem warmen Sonnenuntergang. Und die Laternenbestückte Serpentinen-Straße erstrahlte wie ein Meer von Sternen.
Um 2Uhr nachts, also sechs Stunden später als geplant, kamen wir bei Sarah an. Während unserem Ausflug hatten wir sie die ganze Zeit am Laufenden gehalten, wo wir gerade sind und wann wir voraussichtlich bei ihr eintreffen. Für sie kein Thema, da sie eh auf einer Party war.

Sarah führte uns zu den Stränden Praia do Rosa und Praia da Luz, wo wir ein Bad im Meer nahmen und quatschten. Sie hatte uns vorher nicht gesagt, dass die direkte Verbindung der Strände ein mit Schlaglöchern übersäter Weg ist, den man besser mit einem Geländewagen bewältigen sollte. Irgendwo kam es nämlich, wie es kommen musste. Wir blieben stecken. Weder vor, noch zurück. Und kein Schwein weit und breit, der mal zupacken könnte. Schließlich setze sich Sarah ans Steuer, wir schoben und der Pkw war wieder frei. Sarah erwies sich als Off-Road-Driver, so dass sie für den Rest des Tages als Fahrer ernannt wurde.
Am Abend auf der Suche nach einem Restaurant trafen wir durch Zufall auf einen älteren Herren, um den einige Leute einen Bogen machten, da er in ihren Augen ein unhygienischer Penner ist, bei uns jedoch prompt die Neugier weckte. Der 55jährige Brasilianer, Luiz Carlos Rodrigues nennt sich den Fahrrad-Gaucho. Nach dem Tod seiner zweiten Frau vor 10 Jahren stieg er auf sein Fahrrad und radelte drauf los. Er erfüllte sich u.a. einen verrückten Kindheitstraum ganz Südamerika mit dem Fahrrad zu bereisen. In diesen 10 Jahren bewältigte er bislang 106.000 km. Vor einigen Tagen wurde eine Reportage über ihn gezeigt, die wir leider noch nicht sehen konnten, da wir hier weder TV noch Internet hatten. Die Geschichten waren so fesselnd, dass wir beschlossen, ihn am nächsten Tag zu Mittag einzuladen.
Doch am nächsten Tag kam Sarah nicht aus dem Bett. Erst gegen Nachmittag verließen wir das Haus, um uns in ein Restaurant am Strand zu setzen. Schade, dass wir unser Versprechen nicht eingehalten haben. Doch was ist das für eine Gestalt an der Eingangstür, die genüsslich einen Kaffee schlürft und die selbstgedrehte Zigarette raucht? Der Fahrradfahrer. Schnell gingen wir auf ihn zu, begrüßten ihn und luden ihn letztlich doch zum Essen ein. Für ihn, war dies ein wahres Geschenk. Der Tisch war voller maritimer Leckerbissen. Es war so viel, dass er davon den darauffolgenden Tag essen konnte. Zum Abschied strahlte das Restaurant seine Reportagen über die große Leinwand aus. Sichtlich gerührt, verfolgte er das Flackern auf der Leinwand mit Tränen in den Augen.








Ihla Santa Catarina

Ich entschied mich dafür, mir eine kleine Auszeit zu nehmen und ein paar Tage auf der Insel Santa Catarina Sonne zu tanken. Schnell sind Freunde gefunden mit denen ich zu den unterschiedlichsten Stränden dieser recht großen Insel fahre. Und nach kurzer Zeit sind Weronika aus Polen und ich bei gastfreundlichen Einheimischen untergekommen, wo wir jeden Tag gemeinsam kochen, Fruchtdrinks in allen Variationen kreieren und abends Caipirinha zubereiten. Wir lernen auch die verschiedenen Spezialitäten der Sushi-Restaurants, brasilianische hausgemachte Barbecue und die Churrascaria kennen und lieben.
Churrascaria ist eine Art Grillhaus in Buffetform, wo das Essen an den Tisch gebracht wird. Iss so viel du kannst! Und lass ein wenig Platz für das Nachtischbuffet, das nach der Schwelgerei auf dich wartet! Gesprächsstoff gibt es genug, da jeder von uns gerne und viel reist und die verrücktesten Geschichten erlebt.
Neben ein paar unvorhersehbaren Wanderungen in Flipflops über Stock und Stein durch den hügeligen tropischen Wald, in dem es nur so von Mücken wimmelt, gleicht diese Zeit eher einem normalen Badeurlaub, so dass nicht allzu viel zu berichten ist.


Iguazú Wasserfälle

Die Iguazú-Wasserfälle befinden sich an der Grenze von Argentinien, Paraguay und Brasilien. Was mich in diesem Nationalpark erwartet, ist eine prächtige, atemberaubende und majestätische Naturgewalt voller Energie und Kraft, die die Blicke der Besucher fesselt und deren Münder offen stehen lässt. Das tosende Rauschen der Wassermassen übertönt die Stimmen der Touristen. Die insgesamt 275 Wasserfälle, gebettet in einem tropischen Regenwald, schenken ihren Bewunderern ein einzigartiges Glücksgefühl, so auch mir.
Hin und weg von dieser Naturschönheit besuche ich den Park noch an den darauffolgenden Tagen, um diesen einzigartigen Ort voll und ganz genießen zu können. Da sich diese Wasserfälle auf 2,7 Km erstrecken, ist es selbst mit meiner Weitwinkelkamera unmöglich diese Landschaft auf ein Foto zu kriegen. Egal wie ich die Kamera halte, es passt einfach nicht. Selbst mit der Panoramafunktion kommt nicht alles drauf.


Ich steige in den Bus, sehe, wie die Landschaft an mir vorbeizieht und merke, wie müde ich bin, von den letzten Tagen in Buenos Aires inklusive der Silvester-Party. Der Bus macht mehrere Male aufgrund eines Motorschadens außerplanmäßig Halt. Doch das ist mir egal. Ich weiß, dass niemand auf mich wartet. Ich habe Zeit und an meinem Ankunftstag habe ich sowieso nichts vor. 18 Stunden Busfahrt liegen vor mir. Um Geld zu sparen entschied ich mich für den günstigen Reisebus „Semi-Cama“ und merke, dass zwar meine Arme und Beine ja sogar der Po einschlafen, aber nicht ich.
Nach ein paar Stunden, heißt es aussteigen und auf einen anderen Bus warten – der Schaden kann auf Dauer nicht behoben werden. Wir warten am Straßenrand bis endlich der Reisebus erscheint. Und zu unserer Freude ist dies die luxuriöse Variante für die ich zu geizig war, mehr auszugeben. Ich kuschel mich in den breiten Ledersitz, nachdem ich diesen in die Liegeposition gebracht habe, schließe meine Augen und schlafe direkt ein.
Als ich meine Augen öffne, schaue ich auf eine Regenwald ähnliche Landschaft. Alles ist grün. Wassertropfen liegen auf den großen Blättern verschiedenster Bäume und Pflanzen. Und bis nach Puerto Iguazú ändert sich an diesen Landschaftsbild nichts.
Vor kurzem befand ich mich in einer 12 Millionen Metropole, bestehend aus grauem Beton und Asphalt, jetzt (nach einer 24 stündigen Busfahrt mit ausplanmäßigen Pausen) erwache ich in einer anderen Welt voller Natur. Ich merke wie meine Neugier und Reiselust aufs neue hochkommen, spüre das Kribbeln und die Vorfreude auf das Neue und Unbekannte. So gerne, wie ich mich auf Streifzügen durch Bars, Partys und Clubs befinde, um so mehr freue ich mich auf die Abgeschiedenheit in der Natur.

In Buenos Aires habe ich spontan beschlossen eine Routenänderung vorzunehmen. Anstatt über Bolivien nach Peru zu fahren, möchte ich nun die entgegengesetzte Richtung einschlagen und von Brasilien nach Equador zu reisen. Mein nächstes Ziel sind die Iguazú Wasserfälle. Imposant, majestätisch, voller Energie tosen die Wasserfälle in dem Schmetterlingreichen Regenwald in die Tiefe. Drei ganze Tage verbringe ich an diesem wundervollen Ort. Zwei Tage verbringe ich auf der argentinischen Seite, wo ich an einer Bootstour teilnehme, die direkt in die Wasserfälle hineinführt, den dritten Tag auf der brasilianischen Seite mit einer atemberaubenden Sicht auf die Wasserfälle.

Sonntag, 13. Februar 2011

Buenos Aires, die 2.

Zurück in Buenos Aires, wo der „Food“-Trip, also die kulinarische Reise (ugs. Fresserei) durch das landschaftlich wunderschöne Schlaraffenland begann, verbrachten Maya und ich die letzten Tage des Jahres 2010 – Weihnachten bis Neujahr, um unsere gemeinsamen Erlebnisse zu verarbeiten und uns ein wenig vor dem Bevorstehenden auszuruhen. Da wir während der gesamten Reise nicht einmal richtig ausgegangen sind, entscheiden wir uns am Pub Crawl teilzunehmen (zahle ca. 10€ und bediene dich am Pizza Buffet, all you can drink (leider nur Bier und Wein), 1 Kurzer pro Bar und freien Eintritt in den Club). Und weil’s so gut war, nahmen wir gleich zwei Mal daran teil. Dann war ja schon Silvester, das wir mit den Brasilianern aus unserem Hostel Open Air am Hafen feierten. Dieses Mal ohne einen Tropfen Alkohol, da mein Bus mich zu Neujahr 18 Stunden Richtung Norden zu den Iguazú Wasserfällen bringen wird und ich den nicht verpassen möchte.


Maya begleitet und verabschiedet mich, ist den Tränen nah, da es nun heißt Abschied zunehmen. Plötzlich ist unser Abenteuer-Trip zu Ende. Wie schnell die Zeit verging, in der wir so viel gelacht haben, uns die Seele aus dem Leib geredet haben und die köstlichsten Delikatessen mit größter Freude vernascht haben. Glücklich blicken wir zurück und hoffen, uns im Sommer 2011 in Europa wiederzusehen.
Der Bus ist nun da, erneut umarmen wir uns, winken uns zu. Nun steht für uns ein neues Abenteuer an. Maya wird in 2 Wochen nach Israel zu ihrer Familie fliegen. Da sie bereits zu Beginn ihrer Reise bei den mächtigen Iguazú Wasserfällen Halt machte und Angst vor Brasilien hat, entscheidet sie sich an einem Tango-Kurs teilzunehmen. Ich bin so glücklich und dankbar, eine so gute Freundin gefunden zu haben.

Sonntag, 16. Januar 2011

Zurück in Argentinien

Esquel

Hätte uns das nette Pärchen, das uns von Puyuhuapi mitgenommen hat, nicht direkt auf die Bäckerei am Central Square aufmerksam gemacht, wären wir nicht jeden Tag 3 Mal hingegangen. Es ist unbeschreiblich köstlich und das Verlangen nicht beherrschbar. Aber nicht nur die Bäckerei haben wir lieben gelernt, sondern auch den Parque Nacional Los Alerces mit seinen zahlreichen abwechslungsreichen Wanderwegen durch Wälder und blumenbestückten Wegen mit Blick auf Seen und schneebedeckten Bergen.


El Calafate & El Chaltén

Hier in Patagonien befindet sich in jedem Dorf eine duftende Bäckerei mit köstlichen Leckereien. Wir können gar nicht genug davon bekommen, da jede Bäckerei ihre eigene Spezialität für zuckersüchtige Schleckermäuler bereithält. Hauptbestandteil ist überwiegend die berühmte Dulce di Leche Creme. Die Reise durch das windgepeitschte Patagonien ist wie eine Reise durch das Schlaraffenland und Bariloche war nur der Anfang. Nahe El Calafate besichtigten wir einen der schönsten und größten Gletscher, Perito Moreno, indem wir zunächst an einer mehrstündigen Eiswanderung auf dem Gletscher teilnahmen und diesen anschließend von den Terrassen aus bestaunten. Fesselnde Aussichten auf die schneebedeckten Anden boten sich auch in El Chaltén, dem Trekking-Mekka. Dem guten Wetter sei Dank, war es möglich den berühmten oft wolkenumhangenen Fitz Roy zu würdigen. All diese wundervollen Eindrücke hat Parque National Los Glaciares zu bieten. Nach einigen Tagen voller sportlicher Aktivität, unvergessliche Fernsichten und süße Leckerbissen fahren wir auf der ungeteerten Routa 40 Richtung Norden nach Los Antiguos, einem Dorf für Kirschen- und Rosenliebhaber, nahe der chilenischen Grenze. Zu Fuß gingen wir am nächsten Tag zum nahegelegenen Grenzübergang, wo uns nach einem lustigen 30minütigen Gespräch mit einem der Beamten ein netter Mann mit nach Chile Chico mitnahm.




Puerto Madryn

Puerto Madryn selbst ist nicht wirklich ein Highlight, sondern eher der Ausgangspunkt für Naturliebhaber zur Halbinsel Valdés. Ich bin eigentlich kein Wal-Fan, da man ja eh nur einen Teil einer Flosse sieht. Doch ich bin einfach mal mit zur Walbeobachtung. Anfangs war es natürlich langweilig, da nirgendwo Wale, Delfine oder sonstiges zu sehen war. So viel Geld ausgeben und dann doch nichts sehen… Aber dann ging es los. Überall wimmelte es nur von Walen, genauergesagt von Mutter mit Kind Kombinationen. Neugierige Kälber kamen zu unserem Boot, schwammen unter uns hin und her und schnaufen, so dass wir nass wurden. Na, wenn das mal nicht ein Erlebnis ist, dann weiß ich auch nicht. Toll, dass selbst ich mit meiner 4x Zoom Kamera scharfe Bilder machen konnte. Anschließend fuhren wir an der Küste entlang, wo mich die vollgefressenen Seelöwen, die faul am Strand herumlagen, an meine Schwester erinnerten. Und kleinen süßen Pinguine gab es hier auch. Von denen können wir auch kaum genug bekommen. Ich weiß wirklich nicht, wie viele Pinguin-Fotos ich mittlerweile gemacht habe.





Mar del Plata

„Shoppen!“ Es ist uns mittlerweile unangenehm, wie uns die Leute anstarren. Funktionelle praktische Kleidung fällt hier nun einmal auf. Und da Mar del Plata einen guten Ruf als Shopping-Paradies hat, da die günstigen Preise in die Geschäfte locken, nutzen wir selbstverständlich die Vorzüge dieser Stadt, mit dem Ergebnis, dass noch weniger Platz im schon überfüllten Rucksack ist.

Auf dem Weg nach Buenos Aires machten wir Halt in Villa Gesell und Pinamar, um nach dem kalten Patagonien ein wenig Sonne zu tanken.

Samstag, 25. Dezember 2010

Chile

Pucón

Auf dem Weg nach Pucón trafen wir zwei Reisende, Itay (Israel) und Joshua (NY) von der Fahrradtour im Lake District wieder. Gemeinsam kehrten wir in eine ruhige Jugendherberge ein, wo wir tagtäglich vegetarische Gerichte in der schmalen Küche kreierten. Der chilenische Wein durfte selbstverständlich nicht fehlen.
Noch am Tag zuvor sahen wir den imposanten aktiven Vulkan Villarrica vom See aus. Heute um 5:45Uhr holt uns der Minibus ab, bringt uns zum Adventure-Shop, wo wir unser Equipment entgegen nehmen, um uns auf die bevorstehende Wanderung vorzubereiten. Nach kurzer Zeit befinden wir uns im National Park Villarrica, mitten im Schnee auf dem Weg zum Gipfel. 6 Stunden bergauf. Der Wind ist kalt und manchmal recht stark, die Sonne wärmt und reflektiert ihre Strahlen in dem glitzernden Schnee. Aus Angst zu frieren, lasse ich besser mal meine professionelle Funktionskleidung geschlossen, mit dem Ergebnis, dass ich mich nach 4 Stunden wie in einer Sauna fühlte. Klitschnass geschwitzt, total fertig und nur noch die Hälfte wahrnehmend, tapste ich mit kleinen Schritten im Schnee herum. Mittlerweile war ich einfach nur ein wenig dehydriert und stärkte ich mich in einer außerplanmäßigen Pause mit Wasser und einem Müsliriegel. Und schwupps, war ich wieder da. Oben angekommen, musste ich, so neugierig wie ich bin, ins Kraterinnere schauen. Und genau in diesem Moment drehte sich der Wind, so dass mir schwefelhaltige Rauchschwaden entgegenkamen, die permanent aus dem Vulkaninneren empor steigen. Bloß nicht ausgerechnet in diesem Moment tief Luft holen. Doch es war natürlich zu spät. Hustend wie ein 80jähriger Kettenraucher torkelte ich entlang des Kraterrandes. Es dauerte eine Weile bis sich meine Lungen erholten. Nachdem ich einigermaßen wieder normal atmen konnte, ließ die Aussicht auf die umliegenden Berge all die Anstrengung und Leiden der Unachtsamkeit vergessen. Jetzt folgte der spaßige Teil der Vulkanbesteigung – das Hinunterkommen. Anstatt hinunterzugehen, rutschten wir 2,5 Stunden lang mit einem Plastik-Po-Slider den Vulkan bergab.
Am darauffolgenden Tag verwöhnten wir unsere Muskeln mit der wohltuenden Wärme der Hot Springs. Klar, der Wein durfte nicht fehlen und wurde bereits vor Fahrtantritt und im Minibus mit den Mitreisen konsumiert. Anfangs hatten einige ein eher fragwürdiges Bild von uns. Nach ein paar Gläschen bzw. Plastikbecherchen Wein, waren wir auf einer Wellenlänge. Gemeinschaftlich hüpften wir von einer natürlichen Quelle zur nächst wärmeren, wo wir immer mehr Leute kennenlernten. Am nächsten Tag merken wir die zuträgliche Entspannung in der Muskulatur und den verzehrten Wein als Kopfschmerz. Nach Einnahme einer Aspirin waren wir wieder topfit und bereit für die anstehende Busfahrt nach Castro.



Übrigens: Während der 13 stündigen Busfahrt penetrierten wir alle Mitreisenden mit dem Geruch von geräucherten Fisch, den wir am Straßenrand gekauft hatten.




Chiloé


Die zweitgrößte Insel Südamerikas nach Feuerland ist 180km lang, 50km breit und umgeben von ca. 40 kleinen Inseln. Das Klima erinnert bei regnerischen Tagen mit grauem Himmel an meine Heimat – Deutschland. Doch die chilenische Volksmusik, die gutgelaunten Inselbewohner und die köstlichen Fischgerichte sind eine unterhaltsame Bereicherung. Spielende Kinder und r
elaxte Chiloéner prägen das Bild in Castros Zentrum. Von Cucao aus besuchten wir mit unseren neu gewonnenen Freunden, Heidi und Margot (Kalifornien)den National Park Chiloé und performten am Abend in dem Restaurant zusammen mit dem Restaurantbesitzer. Gemeinsames Trinken, Singen, Musizieren und Tanzen war bis spät in die Nacht angesagt. In Quemchi speisten wir bei El Chejo, eines der bekanntesten Seaside Restaurants und fuhren anschließend nach Ancud, um die süßen Pinguine zu beobachten.



Patagonische Fijorde

Die Navimag ist kein Kreuzfahrschiff sondern eine Fähre, die Güter, Pkw, Lkw und Rinder von Puerto Natales nach Puerto Montt und umgekehrt transportiert. Meine Kajüte-Mitbewohner sind auf Anhieb sehr sympathisch, das Essen an Board weitaus besser als erwartet, das Entertainment-Programm ansprechend und die Besatzung super freundlich. Man könnte meinen, dass die Fahrt mit der Navimag richtig Spaß macht. Doch wenn der Seegang so stark ist, dass die Passagiere morgens mit dem Gefühl geweckt werden, dass das Schiff jedem Moment umkippt oder man meint auf einen Eisberg gestoßen zu sein bzw. man tagsüber glaubt eine nonstop Dauerkarte für Fahrgeschäfte wie Schiffschaukel, Breakdance und Achterbahn gewonnen hat, hohe Wellen kombiniert mit scharfen Kurven, man sich auch ohne einen Tropfen Alkohol absolut besoffen fühlt und seinen Mageninhalt in sämtlichen Winkel des Schiffes entleert – ist definitiv Schluss mit lustig. Die Wellen sind 5m hoch und lassen die Passagiere von Tür zum Tisch zum nächsten Stuhl torkeln. Gegenstände werden in alle Himmelsrichtungen geschleudert, Türen krachten laut auf und zu, die Landschaft verschwindet und taucht nach einiger Zeit wieder auf. Die Gesichter der meisten Leute sind blass, die Kantine nur noch halb so besucht, die Teller kaum geleert. Indizien dafür, dass viele Leute an Seekrankheit leiden, findet man auf Treppen, im Badezimmer, im Flur. Wie viele andere auch befinde ich mich gerade im Bett und bemitleide mich selbst. Aber, ich habe vorgesorgt, mich an die Instruktionen des Kapitäns gehalten und brav meine Pillen gegen Seekrankheit geschluckt. Den Druck im Kopf konnte ich genauso gut spüren, wie das Essen im meinem Magen herumgeschleudert wurde. Aufgrund des Wellengangs Mal dachte ich, dass ich einen Kopfstand mache, mal dass ich senkrecht im Bett stehe.


Jeder noch so schlimme Tag ist einmal zu Ende. Die Sonne schien und wir bestaunten die Schönheit der patagonischen Fjorde mit seinen schneebedeckten Bergen. Ich fragte en Kapitän, ob das Wetter am nächsten Tag sonnig sein wird. Seine Antwort lautete: "Ja. Nein. Vielleicht." Und ein französicher Freund kommentiere die Antwort mit: "Wellkam in Patagonia. Ewricing is possible!" Und die haben Recht. Das Wetter ändert sich binnen Sekunden vom schönsten Sonnenschein zum Sturm, Regen oder Schnee. Am Abend übten wir uns in Seemannsknoten und ließen es auf der Abschiedsparty mit unseren chilenischen Freunden und netten Lkw-Fahrern richtig krachen. Chilenischer Wein, Pisco, Salsa, House Musik und „Say my name“ ließen uns tanzen und lachen bis die Musik aus und das Licht anging. Anschließend wurde der harte Kern von der Crew zur einer Privatparty unter Deck eingeladen.
Am Nachmittag erreichten wir Puerto Natales. Schade, denn die Zeit auf der Navimag war wirklich unvergesslich und bereichernd.


Puerto Natales

Mit Maya, meiner Kabinen-Mitbewohnerin, besuchten wir den Mirador Dorotea, von wo aus wir eine wundervolle Aussicht über Puerto Natales mit den Fjorden im Hintergrund bestaunen konnten. Frieda, vom Mirador Dorotea lud uns anschließend auf einen Cafecito ein, welches sich als unser entgangenes Mittagessen entpuppte, mit Kräckern, Brot, Käse, Marmelade, Keksen, Kaffee und Tee. Klar, wir hauten rein. Wir merken vorher gar nicht, wie hungrig wir waren. Danach versuchten wir uns im Hitchiking (per Anhalter mitfahren) und siehe da, ein älterer Chilene mit it
alienischen Wurzeln brachte uns bis nach Puerto Natales. Später naschten wir bei Patagonia Dulce heiße Schokolade mit der Torte des Tages, wie immer.


Gestärkt machten wir uns auf zu einem der bekann
testen und schönsten Nationalparks, der jährlich tausende von Besucher anzieht – Parque National Torres del Paine. Das gute Wetter erlaubte uns Blicke auf die sagenumwobenen Gipfel. Die mineralhaltigen Seen erstrahlen in einem magischen hellblau bis türkis. Kleine Eisberge treiben in einem See nahe einem Gletscher. Der Wind ist teilweise so stark, dass man sich im 45° Winkel nach vorne oder zurück lehnen kann. Die Lamas sind völlig unbeeindruckt und grasen gemächlich vor sich her.

Nach einigen Tagen machten wir einen Abstecher zur Pinguin-Kolonie Otway nahe Punta Arenas.





Chile Chico & Carretera Austral


Chile Chico. Die Stadt war so toll, dass wir direkt nach Ankunft am liebsten wieder direkt woanders hin gefahren wären, wenn es denn irgendwelche Verkehrsverbindungen gegeben hätte. Aber das war nur der Anfang unserer Reise über die bekannte Carretera Austral. In Chile Chico ist man sozusagen am Arsch der Welt. Hier ist nun wirklich gar nichts los. Da die nächste Fähre erst am darauffolgenden Tag fuhr, mussten wir auch noch eine weitere Nacht in diesem Kaff verbringen. Die Laune wurde nicht besser als wir am Tag unserer geplanten Abreise erfuhren, dass alle Tickets für die Fähre ausverkauft sind. Entschlossen gingen wir mit unseren Rucksäcken direkt zum Pier, um den Kapitän persönlich zu fragen, ob für uns noch Platz auf der Fähre ist. Und nach 10 Minuten saßen wir an Deck inmitten einer angeheiterten Fußballmannschaft aus Coyhaique, die am Vorabend Chile Chico besiegte. Auch die gebuchten Minibusse, die am anderen Ende warteten, hatten glücklicherweise noch insgesamt zwei Plätze frei, so dass wir uns ein weiteres Dorf ersparen konnten. Coyhaique ist auch nicht wirklich the place to stay, außer die Unterbringung in einem der gemütlichsten und schönsten Hostels (deutsche Führung) überhaupt. In Puyuhuapi wollten wir uns in den heißen Quellen entspannen und uns die umliegenden Nationalparks näher anschauen, doch es sollte nicht sein. Es regnete durchgehend. Keine Chance. So ließen wir uns in dem Wohnzimmer, welches sich als halbe Bücherei entpuppte, nieder, um ein wenig in den Büchern zu schmökern. Doch auch am nächsten Tag wollte der Regen nicht aufhören. Wir gaben dem Tag eine Chance, doch es sollte, wie gesagt, einfach nicht sein. Und wie es das Schicksal will, kamen wir auch nicht aus diesem regnerischen Ort so einfach raus. Der Bus, erschien einfach nicht, so dass wir eine weitere Nacht in dem Ort verbrachten. Am darauffolgenden Tag war es immer noch nicht besser. Über 2 Stunden standen wir an der, zum Glück überdachten, Bushaltestelle – vergebens. Glücklicherweise erbarmte sich ein älteres argentinisches Pärchen, welches wir aus unserer Pension kannten und nahm uns mit bis nach Esquel (Argentinien).

Donnerstag, 25. November 2010

Argentinien

Bariloche

Mindestens einmal am Tag fragte ich mich: Bin ich im Himmel oder ist es ein Traum? Schokoladenläden mit Schokobrunnen und 1000 verschiedene süße Kreationen im Schaufenster schmücken Bariloches Straßen. Jeden Tag musste ich in eines der Läden einkehren, um meine Sinne mit einer heißen Schokolade und einem argentinischen Törtchen zu verwöhnen. Abends besuchen wir populäre Steakhäuser. Hmmm… Mehr zum argentinischen Steak muss ich nicht sagen. Es ist und bleibt einfach nur sensationell und unvergesslich zart und aromatisch.
Um etwas gegen das schlechte Gewissen zu tun, den ganzen Tag an nichts anderes zu denken als argentinische Gerichte, integrierten wir sportliche Aktivitäten zwischen den genialen Mahlzeiten. Eigentlich ist eine Fahrradtour in der wundervollen Natur des Lake District eine super Idee. Doch wenn es permanent bergauf und ab geht, und das den ganzen Tag lang, so dass wieder mein Po dermaßen wehtut, dass ich nicht mehr auf dem Sattel sitzen kann, habe ich mir meine doppelte heiße Schokolade mehr als verdient. Am nächsten Tag wanderten wir zum Aussichtspunkt, der einer der Top 10 der Welt sein soll.
So schön das Schlaraffenland auch ist, so unangenehm wird es mit der Zeit den obersten Knopf der Hose zu schließen. Und anstatt breitere Hosen zu kaufen, entscheiden wir uns Abschied zu nehmen und die Anden zu überqueren, um Chile einen Besuch abzustatten.






Uspallata


Dieses kleine Dorf umgeben von den höchsten Bergen, befindet sich auf über 1750m Höhe und ist 105km von Mendoza entfernt. Als Domizil diente Cabaña No 5 von wo aus wir die nähere Umgebung erst einmal mit dem Rad erkundeten. Anschließend durchwanderten wir Parque National Aconcagua, nahe der chilenischen Grenze. Wandern auf ca. 3000m Höhe ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Doch der Blick auf den 6962m hohen Cerro Aconcaguaden, dem höchsten Gipfel der westlichen Hemisphäre, lässt uns die Anstrengungen vergessen. Nach der eigentlichen Wanderung wählten wir eine alternative Route entlang der Eisenbahnschienen, welche uns nach ca. 2 Stunden zurück nach Puente del Inca brachte. Puente del Inca ist ein kleiner Ort auf 2720m Höhe dessen Attraktion eine natürliche Steinbrücke ist, welche den Fluss Rio Mendoza überspannt. Unterhalb der Brücke befinden sich Ruinen einen alten SPA-Hotels, welche sich im Laufe der Zeit aufgrund der schwefelhaltigen Quelle in ein mysteriöses grelles Gelb verwandelten.







Mendoza

Mendoza befindet sich in einer Weinregion im Westen Argentiniens. Die vielen kleinen Parks laden zum Entspannen ein und der große Park im Norden der Stadt zu sportlichen Aktivitäten oder zum Verlaufen. Man sollte die Distanzen der sich im Park befindlichen Sehenswürdigkeiten nicht unterschätzen und genug Getränke mitbringen. Highlight dieser Stadt ist das Erkunden der Weinregion per Rad. Unter dem Motto Bike & Wine radelten wir den ganzen Tag lang bei angenehmen Temperaturen zwischen 23° bis 26°C durch die Weinanbaugebiete bzw. von einer Weinverkostung zur nächsten. Zu unseren Stopps zählten auch das Wein Museum und die Schokoladen und Likörverkostung. (…) Die erheiternde Tour endete beim Fahrradverleih mit kostenlosen Wein für alle, mit dem Ergebnis, dass Marton sich mit den Katzen anfreunden wollte, indem er versuchte sie mit Wein zu füttern. Der Erfolg ist zweifelhaft, die Katze verwirrt.