Überland von Muang Khua in Laos nach Sapa in Vietnam
Da ich mein Visum für die Einreise nach Vietnam bereits in Bangkok beantragt habe, konnte ich auf dem Landweg einreisen, welcher wahrhaftig abenteuerlich ist, da es kaum befestigte Straßen gibt, die sich durch die wundervollen Bergpässe schlängeln. Touristen gibt es hier nicht zu sehen und der Standard entspricht den der Einheimischen. Die Menschen in dieser Region sind vom geldbringenden Tourismus noch nicht verdorben und man spürt die Wärme und Freundlichkeit, ihren Humor und deren Bereitschaft zu teilen. Mir werden reichlich frische Ananas angeboten und mit einem verschmitzten Lächeln Verkupplungsangebote unterbreitet. Ein zierlicher Asiate passt doch eh nicht zu den stabil gebauten großgewachsenen Europäerinnen. Auf der langen holprigen Fahrt wird viel gelacht, auch wenn jeder von uns zusammengepfercht zwischen Ernteerzeugnissen, Hühnern und Ballen mit Marktwaren sitzt.
Nach Stunden erreichen wird Dien Bien Phu in Vietnam, wo ich umsteige in einen anderen klapprigen Bus, der meinen Vater und so manch anderen ins Schlaraffenland versetzen würde. Der Boden des Busses war nicht mehr zu sehen, da er ausgelegt war mit vollbestückten Bierkästen, die zu einem Restaurant gebracht werden sollten. Hinzukamen fleißige Marktfrauen mit all ihren Gütern, die in und auf dem Bus verstaut wurden, um sie später in Sapa auf dem Markt preiszugeben.
Während der Fahrt ist aus irgendeinem Korb Reisschnaps ausgelaufen, dessen beißenden Geruch man in den letzten Stunden in der Nase hatte. Als ich bei Ankunft meinen Rucksack hervorkramte, wusste ich, wo der Schnaps ausgelaufen ist. Genau über meinem Rucksack, da dieser damit durchtränkt war. Stinkend wie eine Schnapsleiche lief ich durch den friedlichen Ort in den Bergen.
Sapa
Sapa, eine Stadt im bergigen Norden Vietnams, umgeben von malerischen Reisterrassen, auf denen noch Ochsen statt Maschinen eingesetzt werden.
Auf eigene Faust wandern wir querfeldein, durchqueren kleine Dörfer, überqueren schmale Holzbrücken, sehen aus diskreter Entfernung den fleißigen Feldarbeitern zu und lassen uns von den Kindern bestaunen.
An der grünen von hohen Bergen umgebenen Kulisse, umhüllt von dichten Wäldern, können wir uns kaum lösen. Irgendjemand kam auf die glorreiche Idee eine Abkürzung zum nächsten Dorf auf einem Trampelpfad, der durch den Wald verläuft, zu nehmen.
Wir begegneten Wildschweinen, genossen wundervolle Aussichten, fanden auf einer Lichtung ein geschmücktes Grab, doch nicht den Weg zum nächsten Dorf noch sonst wohin.
Das Trinkwasser ging uns während dieser anstrengenden Tour bei hoher Luftfeuchtigkeit aus und wir wurden leicht nervös.
Zunächst beschließen wir quer durch den Wald zur Hauptstraße zu gehen, besinnen uns aber an den Vietnamkrieg und an eventuell noch vorhandene Bomben etc. und beschließen den ganzen Weg wieder zurück zu gehen.
Nach einer Ewigkeit erreichen wir die Straße und lassen uns von einem Motorradfahrer in die Stadt bringen.
Wozu Englisch gut ist…
Es gibt unzählige Situationen, in denen es Sinn macht die englische Sprache zu beherrschen. In ländlichen Regionen Vietnams ist es egal in welcher Sprache man spricht, da sie alle Sprachen gleichermaßen verstehen, nämlich fast gar nicht.
An einem Essensstand bzw. Restaurant:
„Menue?“ (Es lohnt sich nicht in ganzen Sätzen zu sprechen, wie jeder Reisende schnell lernt. Damit die Leute einen verstehen, müssen jegliche Grammatikregeln vorläufig außer Kraft gesetzt werden.)
„Yes“, es wird auf eine Glasschrank gezeigt, in der Rinderzungen, Innereien, ganze frittierte Küken etc. ausgestellt sind. Selbstverständlich wurde mein Appetit durch diese Köstlichkeiten nicht besonders angeregt.
„No meat?“ Vorübergehend wurde ich zum frommen Vegetarier.
„Ok. Chicken?“
„No meat. No chicken. No animals.“
„Ok.“ Ich bekam Glasnudelsuppe mit Grünzeug.
Restaurant Nr. 2:
„One pizza Vegetariana“, lautete die Bestellung.
„Ok. Vegetariana“, wiederholte der Kellner und kritzelte die Bestellung auf ein Blatt Papier.
Kurze Zeit später brachte er eine Pizza Hawaii. Anscheinend klingt Vegetariana in seinen Ohren ähnlich wie Hawaii.
Restaurant Nr. 3:
„Two hot chocolate, please”.
Die Kellnerin brachte eine heiße Schokolade.
„One more hot chocolate. We ordered two. Another one, please.“
„Small or big?“ fragte die interessierte Bedienung.
„Same as this“, ich zeigte auf die bereits gebrachte Tasse.
Kurze Zeit später brachte sie zwei Orangensäfte in Gläsern.
Kein Kommentar.
Touristenroute
Nach Ankunft des Nachtzuges in Hanoi wurde ich von Platzregen begrüßt und begab mich weiter in den Süden.
In den darauffolgenden Tagen besuchte ich die berühmte malerische Halong Bay, Hue, das atmosphärische Hoi An und den Badeort Nha Trang, wo wir an einer abwechslungsreichen Bootsfahrt teilnahmen.
In Dalat, einem Ort in den Bergen, fand ich meine Lieblingsbäckerei, die für wenig Geld u.a. köstliche Sachertorte verkauft. Binnen kürzester Zeit wurde ich dort zum Stammkunden. Zurückhaltung wurde vorübergehend zu einem Fremdwort.
In Ho Chi Minh City ging ich ungehemmt allen Gaumenfreuden nach angefangen bei Pizza Hut, zu den lokalen Straßenständen, indischen Restaurants und selbstverständlich zu einer Bäckerei mit den besten Croissants, die den französischen in keinster Weise nachstehen. Auch hier dachte ich nicht daran, mich in Zurückhaltung zu üben, auch wenn meine Hose mittlerweile spannte und ich somit die Folgen meiner Unbefangenheit zu spüren bekam.